Dr. Martin Streich
Von verschiedener Seite wurde ich auf den letzten Abschnitt meiner Begrüßungsansprache auf dem Jahresempfang der SPD angesprochen, in dem ich noch kurz auf das Projekt einer künstlerischen Gestaltung der Fassade des Rathauses II durch den bekannten Künstler Patrick Lemke Bezug genommen habe. Das war ja das Titelthema in der letzten Ausgabe des Fröndenberger „Ausblicks“, nachdem die im Arbeitskreis Tourismus nach einer vielbeachteten Ausstellung des Malers beim Kunstverein Fröndenberg geborene Idee zu konkreten Entwürfen geführt hatte, die dann im Kulturausschuss durch den Künstler selbst vorgestellt worden waren.
In der Vorbemerkung zu dem betreffenden Abschnitt habe ich angemerkt, dass mein Statement meine ganz persönliche Sicht wiedergibt, ich weiß aber, dass ich damit keineswegs allein dastehe.
Worum geht es dabei aber eigentlich?
Bekanntlich ist unser schönes Fröndenberg nicht gerade reich zu nennen. Gerade die landschaftlich schöne Lage zwischen dem Südhang des Haarstrangs und der Ruhr macht es zwar reizvoll, hier zu leben, ist aber auch mit Ursache für die schwierige Lage in unserem Stadtsäckel: Wasserschutzzonen führen in weiten Bereichen des Stadtgebietes zu Auflagen, die eine Gewerbeansiedlung schwierig bis unmöglich machen, lediglich das so umstrittene Schürenfeld bietet da wohl eine letzte Möglichkeit.
Bereits vor rd. 15 Jahren wurde deshalb in dem vom Rat beschlossenen „Leitbild der zukünftigen Entwicklung“ mit dem Untertitel „Leben mit der Landschaft“ die Entwicklung des Wirtschaftsfaktors sanfter Tourismus als wesentlich erkannt, der in dem Tourismuskonzept der IFT Ende 2012 – nachzulesen auf der Homepage der Stadt – fachlich ausgearbeitet ist. Wichtige erste Anfänge sind mit der Eröffnung der Tourismus-Info umgesetzt; der durch Fröndenberg führende Ruhrtalradweg trägt segensreich das Seine zu einer positiven Entwicklung bei.
Zum Glück haben sich die Fröndenberger aber durch alle genannten Schwierigkeiten nicht unterkriegen lassen: In Vereinen und Initiativen, durch einzelne Aktive und viele Freiwillige ist ein gesellschaftliches Umfeld geschaffen worden, in dem man sich wohlfühlen kann. „Was hier in Fröndenberg an kulturellem Leben auf ehrenamtlicher Basis organisiert wird, das bekommen anderswo ganze Kulturämter hauptamtlich nicht auf die Beine gestellt“ habe ich dazu in meiner Ansprache gesagt. Die Umkehrung dabei heißt dann: Wenn wir das alles aus dem städtischen Haushalt hätten finanzieren müssen, dann gäbe es in Fröndenberg kein Kettenschmiedemuseum, kein Heimatmuseum, keine Kulturschmiede, keine Stiftskonzerte, keine Musikschule, kein Schwimmbad Dellwig. Und die Aufzählung ist sicher noch lange nicht vollständig.
Auf den Wänden in der Kulturschmiede findet man Beispiele für das Engagement Fröndenberger Bürger sogar schriftlich und mit Namen.
Im Hellweger Anzeiger vom 13. Februar findet sich ein Leserbrief, der empfiehlt, Fröndenberg möge sich die Stadt Monheim zum Vorbild nehmen. Zwar handelt es sich bei den da genannten Hebesätzen nicht wie angegeben um die Grundsteuer B, sondern um die Gewerbesteuer. Dennoch ist der Vergleich zwar nicht zutreffend, enthält aber schon ein Körnchen Wahrheit: Die Stadt Monheim ist Sitz mehrerer bedeutender Konzernniederlassungen (siehe z.B.Wikipedia), die ihr sogar ermöglichen, durch ihre Steuereinnahmen bis 1017 einen Finanzpuffer von 100 Millionen zur Absicherung gegen Konjunkturschwankungen aufzubauen.
Davon können wir hier nicht einmal träumen. Wahr ist aber: Wir müssen uns in Fröndenberg auch wirtschaftlich weiterentwickeln. Wir brauchen mehr Arbeitsplätze und wir brauchen mehr Gewerbebetriebe. Dazu müssen wir unsere Stadt attraktiver gestalten. Nicht nur für Touristen, sondern auch für uns selbst. Wer möchte schon gerne in einem gesichtslosen Ort, an dem „nichts los“ ist, leben oder ein Unternehmen ansiedeln?
Deshalb finde nicht nur ich, wir dürfen uns die Gelegenheit, durch einen international bekannten Künstler in Fortsetzung der bekannten Beiträge von Markus Lüpertz ein optisches Highlight in unsere Stadt zu bekommen, das vielleicht nicht jedem gefällt – so ist das halt bei Kunst – in jedem Fall aber etwas sein wird, was wie die Kulturschmiede und der Fröndenberger Trichter unsere Stadt um eine besondere Attraktion bereichert.
Und deshalb bin ich nach wie vor der Überzeugung: Wenn wir diese Chance für Fröndenberg nicht verpassen wollen, dann werden wir das auch gemeinsam hinbekommen.
Fröndenberg, 16.02.2016
Martin Streich
p.s.: wer sich über die Arbeit des Künstlers und seine Vita informieren möchte: http://PatrickLemke.com