„Natürlich blicke ich positiv in die Zukunft. Wir machen kontinuierlich Fortschritte“, gab Rüdiger Sparbrod zu verstehen. Dem Dezernenten für Arbeit und Soziales im Kreis Unna schien die Frage nach der Entwicklung der Armut in seinem Arbeitsgebiet fast redundant. Den jedoch alarmierenden Status Quo, seine Herkunft und mögliche Lösungen diskutierte er nun gemeinsam mit dem Oliver Kaczmarek, Annette Muhr-Nelson und interessierten Bürgern ausführlich.

Über gestrichene Halbsätze im Armutsbericht wollten Rüdiger Sparbrod und seine beiden Kollegen mit den 20 Bürgern bei der Veranstaltung des SPD-Orts Vereins Mitte nicht diskutieren – viel mehr über lokale Ausmaße und Konsequenzen. Grafiken und Statistiken aus dem Kreis Unna hatte der Dezernent für Arbeit und Soziales mitgebracht – Zahlen die zeigten, wo der Hase im Pfeffer liegt. Rund 87 Millionen des Budgets Arbeit und Soziales fließen im Haushaltsjahr in Kosten für Unterkunft und einmalige Leistungen. Weitere 22 Millionen gehen an solche, die alleine nicht ihr Existenzminimum bestreiten können. Zwar wird der Bund durch höhere Anteile diese Kosten um 6,2 Millionen Euro senken, die Erhöhung der Sozialaufwendungen um 7,1 Millionen Euro kompensiert das aber nicht völlig. „Wir verarmen auf hohem Niveau“, stellte Sparbrod fest.

Aber auch dieses Niveau muss erst mal erreicht wer-den. Annette Muhr-Nelson, die Superintendentin desEvangelischen Kirchenkreises Unna, nahm Bezug auf neue Rentenregelungen: „Erwerbsausfälle schlagen sich unweigerlich auf die Rente nieder.“ Eine gescheite Alterssicherung sei so nicht möglich, gab sie zu bedenken – und Armut damit politisch gemacht. Rüdiger Sparbrod intervenierte sofort. Gerade Müttern, die durch Kinderzeiten oft Erwerbsausfälle erleiden, solle in Zukunft stärker geholfen werden, versprach er. Ebenso stünden die jungen Leute im Fokus des Jobcenters: „Wir haben knapp 13000 Hilfeempfänger unter 20 Jahren -die wollen wir motivieren Das Problem liegt jedoch nicht nur bei jungen Leuten. Die Kosten für die stationäre Pflege älterer Menschen steigen 2013 um 2,1 Millionen Euro. Einer der Gäste machte hier „das Berufsfeld der Zukunft“ aus – und bekam Recht: „Es gibt viel Arbeit in der Pflege, die getan werden muss“, stellte Bundestagsabgeordneter Oliver Kaczmarek (SPD) fest.

Attraktivität war für den SPD-Politiker das Schlagwort bei derzeitigen Arbeitnehmern. Er plädierte weiter für den Mindestlohn und entfachte eine kontroverse Diskussion. Fröndenbergs stell-vertretende Bürgermeisterin Monika Kostorz sprach von einer „Sauerei“, gescheite Entlohnung müsse sein. „Erst muss der Lobbyismus weg, dann kommt der Mindestlohn“, äußerte ein anderer Zuhörer seinen Unmut. Kaczmarek blieb ruhig: „Ich glaube nicht an Lobbyismus, ich glaube an die Demokratie. Die Wähler entscheiden das selbst.“

Trotz hitziger Diskussion blieb der Tenor der Veranstaltung eine positive Aufbruchsstimmung mit vielen Anregungen.

 

Artikel aus dem Hellweger Anzeiger vom 08.03.2013