Von meinen Mitstreitern bin ich eindringlich ermahnt worden, in Anbetracht der noch folgenden Wortbeiträge mich nur ja kurz zu fassen. Auf zwei Punkte, die mir sehr am Herzen liegen, möchte ich trotzdem – in aller Kürze – zu sprechen kommen:

Nun ist ja am vergangenen Mittwoch schon bekannt gemacht worden, wer für meine Partei im nächsten Bundestagswahlkampf als Kanzlerkandidat und zukünftig auch als Parteivorsitzender im Bund antreten wird. Mögen manche den Modus der nun doch etwas früher erfolgten Bekanntgabe auch als nicht ganz perfekt empfunden haben, für die Themenvielfalt der Gespräche auf unserer Veranstaltung wirkt aber das Ergebnis sicher eher bereichernd.

Nach meiner persönlichen Überzeugung schickt unsere Partei mit Martin Schulz jemand ins Rennen, der überzeugend wie wohl niemand sonst nicht nur die sozialdemokratischen Grundüberzeugungen von sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit in unserer Gesellschaft vertreten wird, sondern auch als überzeugter Europäer für den Erhalt und die Weiterentwicklung einer Europäischen Gemeinschaft werben wird, die zum Erhalt von Frieden, Wohlstand und Kultur auf unserem Kontinent von existentieller Bedeutung ist.

Sigmar Gabriel hat für die Entscheidung, sich selbst zurückzunehmen und damit nicht nur im Interesse seiner Partei sondern im Bestreben, das Beste für die Entwicklung unseres Landes zu tun, den uneingeschränkten Dank und Respekt zumindest seiner und unserer SPD verdient!

Mit großer Sorge konnte man in Europa zuletzt beobachten, wie zunehmend nationalegoistische und nationalistische Tendenzen an Popularität gewinnen, wie in Großbritannien sogar der Austritt aus der Europäischen Union beschlossen wurde und sich ähnliche Tendenzen in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden und Polen breitmachen, leider aber nicht nur dort, sondern zunehmend auch bei uns.

Und zuletzt die Präsidentenwahl in den USA, wo mit Donald Trump jemand ans Ruder gekommen ist, der mit dem Slogan „America first“ offenbar eine der größten Nationen der Welt dahin führen will, Beziehungen mit anderen Ländern nur im Hinblick auf den eigenen Nutzen zu sehen. Wie klar seine Perspektiven dabei sein werden, ist noch fraglich. Er will die USA durch eine Mauer vom südlichen Nachbarn Mexiko abschotten, Zuwanderung weitgehend unterbinden, Handelszölle einführen, niemand weiß, was alles noch kommen soll. Dabei sind die USA bekanntlich ein Land, in dem heute nur noch in Reservaten eine kleine Minderheit überlebt, die tatsächlich ohne einen Migrationshintergrund ist. Alle anderen sind Nachkommen von Einwanderern. Freiwillig aus Europa, unfreiwillig aus Afrika.

Und die Tatsache, dass mit „America first“ offenbar nur die USA gemeint sind und nicht etwa der gleichnamige ganze Kontinent, lässt auf eine sehr eingeengte Weltsicht bei ihm wie auch bei seinen Wählern schließen.

Meine Generation hat noch gut in Erinnerung, wohin solche Slogans – bei uns hieß das damals „Deutschland über alles“ sogar in der Nationalhymmne – am Ende geführt haben.

Unverständlich ist mir, wie da ein Alexander Gauland von der AFD in einer Talkshow sagen kann: „Ich möchte dieses Land, wie wir es von unseren Vätern ererbt haben. Und so soll es bleiben.“

Der Mann ist Jahrgang 1941 ! Noch gut zwei Jahre älter als ich. Ich weiß noch, wie das Land aussah, das wir 1945 von unseren Vätern ererbt haben!

Ich möchte dieses Land so wie es die Väter und Mütter des Grundgesetzes, wie es meine und die jüngeren Generationen nach 45 demokratisch, partnerschaftlich, friedlich und weltoffen entwickelt haben. Und so soll es bleiben!

Vor einem Jahr habe ich hier an die Adresse der Jungen gesagt: Die Zukunft, die wir heute gestalten, ist die Gegenwart, in der ihr leben werdet!

Sicher ist es berechtigt, wenn Menschen, die mit politischen Entscheidungen nicht einverstanden sind, sich kritisch zu Wort melden. Kritik und offene Auseinandersetzung ist sicher ein Zeichen eigenen Engagements. Konsequenter aber wäre es dann, nicht nur zu beklagen, dass andere, „die Politiker“, ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, sondern lieber selbst mitzuentscheiden und am politischen Leben selbst teilzunehmen!

Deshalb freut es mich außerordentlich, dass in der letzten Zeit zunehmend vor allem auch junge Menschen sich politisch engagieren und entgegen dem verbreiteten Trend zum Politiker-Bashing zunehmend wieder Bereitschaft zeigen, in Parteien mitzuarbeiten und sich damit trotzig der Gefahr aussetzen, selbst Bestandteil der viel geschmähten „politischen Klasse“ zu werden.

Besonders stolz macht mich dabei, dass in den letzten Monaten viele zu unserer „alten Tante SPD“ gekommen sind und wir damit wieder eine starke und aktive JuSo-Mannschaft in Fröndenberg haben!

Mit meiner Familie bin ich vor nunmehr fast 30 Jahren nach Fröndenberg gezogen.

Die Lage am Rand des Ruhrgebiets, die schöne Landschaft am Südhang des Haarstrangs und direkt an der Ruhr waren ausschlaggebend für die Wahl unseres Wohnortes. Vieles hat sich seitdem in Fröndenberg entwickelt. Damals standen hier nebenan noch Reste der alten Papierfabrik, die hervorragend geeignet waren, Kulisse für Szenen aus dem Film „Schtonk“ abzugeben der im zerstörten Nachkriegsdeutschland spielte. Heute sieht es da doch ganz anders aus ! Und das haben wir vor allem auch breitgefächertem bürgerschaftlichem Einsatz zu verdanken! Das Kettenschmiedemuseum hier nebenan, das gelungene Ambiente in diesem Saal, ist dem unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz von alteingesessenen und zugezogenen Menschen zu verdanken. Willi Demmer hat einmal gemeint, dass die Neubürger bei der Verbesserung unserer Stadtkultur manchmal aktiver und kreativer seien als die Eingeborenen. Wir haben als Zugezogene das nicht so wahrgenommen, sondern im Gegenteil erlebt, dass es in Fröndenberg recht leicht fällt, sich gemeinsam hier einzubringen, wenn man das nur möchte. Der von mir sehr verehrte Adolf Ulmke stand beispielhaft für die Verbindung aus überliefertem Brauchtum und Offenheit für Neues, seien es Ideen oder Menschen. Die Wände dieses Raumes zeugen vom Erfolg dieses Zusammenwirkens!

Ich schließe deshalb mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass wir es schaffen, das reichhaltige Angebot an Lebensqualität, Kultur und Lebensfreude in Fröndenberg dauerhaft zu erhalten und weiter zu pflegen !

Glückauf!

Martin Streich